Deutsche Bank

Interview: "So kann man mit uns nicht umgehen!"

Deutsche Bank

Interview: "So kann man mit uns nicht umgehen!"

Interview mit Christiane Fillers und Hakan Tuna vom ver.di-Verhandlungsteam zu den Verhandlungen bei der DB-Direkt.
Streik bei der DB Direkt GmbH (Berlin) 15.09.2020
ver.di FB 01, Sebastian Orthmann Streik bei der DB Direkt GmbH (Berlin) 15.09.2020

 

Nach wochenlangen Arbeitsniederlegungen in den Callcentern der Deutschen Bank wurde am 22. April schließlich ein Verhandlungsergebnis erreicht. Bei der Rückurabstimmung sprach sich die große Mehrheit der ver.di-Mitglieder für die Annahme des Verhandlungsergebnisses aus. Damit ist einer der längsten und härtesten Tarifkonflikte im Kreditgewerbe beendet.

Wir sprachen mit Christiane Fillers und Hakan Tuna vom ver.di-Verhandlungsteam über den Arbeitskampf der vergangenen Monate, das Ergebnis der Verhandlungen und was sie aus dem Streik während der Pandemie gelernt haben.

Haben bei Euch nach dem Abschluss die Korken geknallt?

Christiane Fillers: Die haben verhalten geknallt. Es ist ein guter Abschluss, der aber natürlich nicht komplett dem entspricht, was wir gefordert haben. Ich selbst finde ihn gut und bin auch froh, dass das Thema vom Tisch ist. Es war wirklich eine besondere Situation.

Hakan Tuna: Es war einfach ein sehr anstrengender Kampf, der sich über mehrere Wochen zog. Wir haben ja unbefristet gestreikt und das war echt nervenaufreibend. Jetzt sind wir erstmal alle glücklich, dass wir ein angemessenes Angebot haben, mit dem wir gut leben können.

Erst sah es ja aus, als würde sich der Arbeitskampf noch weiter in die Länge ziehen. Wie haben die Arbeitgeber denn auf die Streikenden reagiert?

Christiane Fillers: Na erstmal gar nicht.

Hakan Tuna:  Wir haben lange Zeit eher Signale bekommen, dass die Bank den Arbeitskampf aussitzen würde.

Und dann ging alles plötzlich ganz schnell. Woran lag das?

Hakan Tuna: Wir haben virtuelle Streikcafés veranstaltet, richtig gute Autokorsos organisiert und vor den Filialen protestiert. Aber die E-mail-Aktion, die hat dann offenbar den Ausschlag gegeben. (Anm. der Red.: Kund*innen der Bank konnten über einen QR-Code auf Flyern direkt eine vorgefertigte Beschwerde-E-Mail an Bankchef Christian Sewing senden)

Christiane Fillers: Stimmt! Da waren die, um es mal in der Sprache des Ruhrgebiets zu sagen, „richtig angepisst“! Ich fand die Idee klasse. Das es so ein Erfolg würde, damit hatte ich aber nicht gerechnet. Vielleicht hätten wir das von Anfang an machen sollen. Es zeigt vielleicht, wo man beim nächsten Arbeitskampf dann ansetzen kann.

So kann man mit uns nicht umgehen ver.di FB 01, Sebastian Orthmann Hakan Tuna, DB Direkt GmbH  – So kann man mit uns nicht umgehen

Wir haben virtuelle Streikcafés veranstaltet, richtig gute Autokorsos organisiert und vor den Filialen protestiert. Aber die E-mail-Aktion, die hat dann offenbar den Ausschlag gegeben.

Hakan Tuna, DB Direkt GmbH Berlin

Bis es soweit kam, haben die Leute langen Atem bewiesen. Wie kommt es zu so einer kämpferischen Belegschaft?

Christiane Fillers: Das fing im letzten Jahr schon im ersten Lockdown an. Viele Filialen waren geschlossen. Aber wir als telefonischer Kundendienst waren erreichbar. Da haben wir im März, April und Mai 7000 bis 8000 Stunden Mehrarbeit geleistet. Wir mussten ja sicherstellen, dass die Kunden jemanden erreichen. Daraufhin bekamen wir Belobigungen per E-Mail, wie relevant und wichtig unsere Arbeit wäre. In den nächsten Tarifverhandlungen war davon dann aber plötzlich keine Rede mehr. Jeder Kioskbesitzer schenkt seinen Mitarbeitern eine Stange Zigaretten als Coronaprämie. Und bei uns kam gar nichts. Die Leute waren fassungslos. Gleichzeitig merkten wir aber auch, wie die Beitritte plötzlich stiegen. Wir hatten vor Corona 50 Gewerkschaftsmitglieder. Jetzt sind es doppelt so viele. Weil die Leute einfach gesagt haben: So kann man mit uns nicht umgehen. Da war einfach das Fass voll.

 

Christiane Fillers, DB Direkt GmbH ver.di FB 01, Sebastian Orthmann Christiane Fillers, DB Direkt GmbH  – Christiane Fillers, DB Direkt GmbH

Wir hatten vor Corona 50 Gewerkschaftsmitglieder. Jetzt sind es doppelt so viele. Weil die Leute einfach gesagt haben: So kann man mit uns nicht umgehen. Da war einfach das Fass voll.

Christiane Fillers, DB Direkt GmbH Essen

Hättet ihr dann nicht noch mehr rausholen können?

Christiane Fillers: Wir sind ja erfahrene Verhandler und kennen auch Grenzen. Die Möglichkeit das Angebot der Bank abzulehnen gab es natürlich. Aber dann muss man immer abwägen, ob die Streikfront noch weitere Wochen oder Monate hält. Je länger so ein Streik dauert, desto unsicherer werden die Leute ja auch.

Hakan Tuna: In Verhandlungen geht man immer mit einem Paket, das Kompromisse zulässt. Und wir gehen da ja auch nicht mit leeren Händen raus. Im Gegenteil. Das was wir erreicht haben, ist ein gutes Ergebnis.

Christiane Fillers: Ich wollte eine Vereinbarung bei der nicht nachverhandelt werden muss. Ich wollte eine Vereinbarung über Prozente erreichen und keinen festen Eurobetrag. Und ich wollte keine Kompensation erbringen. Das hat so alles geklappt. Und deswegen bin ich da auch zufrieden. Wir haben es geschafft!

Interview: Julia Hoffmann

 

Alle Details zum Verhandlungsergebnis finden sich hier

Der Streik bei der DB Direkt zeigt erneut

Wenn wir erfolgreich sein wollen, brauchen wir die Unterstützung aller im Unternehmen. Abseits stehen geht nicht. Wer einen fairen und wertschätzenden Tarifabschluss haben will, muss die Zuschauertribüne verlassen und auf’s Spielfeld kommen.

Mitmachen, mitreden, mitbestimmen – in eurem eigenen Interesse!
Immer noch nicht Mitglied bei ver.di?

Dann nichts wie los – für gute Perspektiven bei der DB Direkt!


Ich will mehr Infos zu ver.di!

Mehr Infos von ver.di für die Beschäftigten der Deutschen Bank:

Streikposten bei der DB Direkt
© ver.di Bundesverwaltung